von Torsten Milinski (Text) |
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„Liebe heimwärts gefahrene Nowtiliden und Seepferde, den glutroten Sonnenuntergang über der Zeelandschen Nordsee, der einen Platz in Kais Diasammlung verdient hätte, erlebt Ihr leider nicht mehr; ebenso wenig habt Ihr den Nordseestrand bei 28°C Lufttemperatur und einer leichten Meeresbrise genießen können. Doch von Eurem erlebnisreichen Wochenende soll berichtet werden, damit eins sicher ist: das Grevelinger Meer ist immer eine Reise wert und sollte seinen festen Platz im Fahrtenprogramm der Seepferde erhalten! Euer Torsten“ Vom 08. bis 10. September machten sich 8 Nowtiliden und Seepferde vom zu einem Tauchwochenende ans Grevelinger Meer, Zeeland, Niederlande. Wir – Astrid, Birgit, Dieter, Doris und Michael von den Seepferden, sowie Kai, Sandra und Torsten von den Nowtiliden – reisten die ca. 350 Kilometer Richtung Westen in 3 Gruppen am Freitagnachmittag an, die Letzten trafen abends gegen halb 9 ein. Unser „Basiscamp“ errichteten wir auf dem Campingplatz Noorder Nieuwland in Brouwershaven, Insel Schouwen-Duiveland. Herr van der Wekken, Platzherr und Familienoberhaupt, hatte uns eine großzügige Fläche im Nordwesten seines Platzes direkt hinterm Deich reserviert, auf der neben Dieters grün-weißem Pavillon, fünf kleinen Zelten und fünf Pkws noch weitere fünf Zelte hätten stehen können. So konnten wir uns bequem ausbreiten. Auf der Hinfahrt hatten wir geplant, abends den ersten Tauchgang ins Logbuch einzutragen. Doch als wir erst nach 18 Uhr die Zelte aufgebaut hatten und der Ruf zum Richtfest erschall, verzichteten wir sicherheitsbewusst auf den ersten TG. Der nächste Tag entwickelte sich zum Haupttauchtag. Nach einem ausgedehnten Frühstück für Spä taufsteher mit Brötchen vom Dorfbäcker erlebten wir das, was alle tauchenden Hollandfahrer erleben können, wenn sie nicht schon um 9 Uhr am Tauchplatz sind: totale Überfüllung! Der klassische Tauchplatz „Den Osse Parkplatz“ war belegt bis auf den letzten Platz. „Den Osse Parkplatz“ ist ein Parkplatz mit eigens für Taucher angelegte Treppen über die Deichkrone zum Meer. Am Einstieg hilft eine Edelstahl-Treppe über die glitschigen Steine direkt ins Wasser. Doch nicht uns, wir wollten uns nicht in die unendlich lange Taucher-Schlange einreihen. Der nächste Tauchplatz „Den Osse Hafen“ bot uns wesentlich mehr Platz. Das Tauchen im Hafen ist natürlich nicht erlaubt, der Parkplatz des Hafens dient zum Umziehen („Anrödeln“). Ein Fußweg von ca. 200 Metern führt zu einem Strand neben einem Sturmbrecher vor dem Hafen. Unsere Kondition war bei 25°C im Schatten gefragt, die Abkühlung im Wasser war äußerst willkommen. In einem ersten Briefing am Campingplatz hatten wir bereits die notwendige Ausrüstung inklusive Bebleiung besprochen; im Vergleich zum Süßwasser sind im Kaltwasserneoprenanzug ca. 2 Kilogramm mehr sinnvoll. Außerdem sollte immer eine Taucherlampe mitgeführt werden, um zwischen den Steinen die vielen Lebewesen der Nordsee zu entdecken. Vor unserem Einstieg ins Wasser erklärte ich allen kurz den Tauchplatz: vom Strand sollte links des Sturmbrechers bis zu dessen Ende geschwommen werden. Der Boden läuft bis dorthin flach bis maximal 2 Meter Wassertiefe aus. Erst am Ende des Sturmbrechers fällt der Boden steil bis 10 Metern und darüber hinaus ab. Allerdings sollte sich jeder am Hang in einer Tiefe bis maximal 15 Meter Tiefe halten, schließlich taucht man dort bereits in der Einfahrtrinne des Hafens von Den Osse. Der Hang besteht aus Steinen, unterbrochen von Sandflächen. Bereits im flachen Tiefenbereich bis 5 Meter können alle Tiere bestaunt werden, die die Nordsee im Grevelinger Meer bewohnen: Seeanemonen, Hummer, Schwimmkrabben, Strandkrabben, Austern, Seeigel und –sterne, Grundeln, Seenadeln, Butterfische, Seeskorpione (ähnlich wie Drachenköpfe) und viele mehr, die nur bei genauer Betrachtung zu finden sind. Gute Tarierfähigkeiten sind gefragt, denn fächelnde Seepocken sind nur aus großer Nähe, mitunter 20 cm Abstand, zu betrachten. Wer sehr gut tarieren und mit Lungentarierung tauchen kann, gewinnt sehr interessante Einblicke in die makroskopische Bodenwelt der Nordsee. Außerdem war uns Neptun wohl gesonnen und schenkte uns bei unserem Tauchgang eine Sicht bis zu 6 Metern. An den Tauchplätzen des Grevelinger Meers sollte außerdem beachtet werden, das links und rechts vom Einstiegsplatz, die Plätze „begrenzend“, oft Reusen der Fischer aufgestellt sind, in die nicht hingetaucht werden sollte! Sonst ergeht es den Tauchern wie den Fischen: sie kommen nicht mehr heraus. Die Reusen sind ohne weiteres 3 bis 4 Meter im Durchmesser, bei schlechter Sicht können die Netze übersehen werden. Und ist man erstmal hineingeraten, bleibt nur der Seitenschneider, ein Messer wird kaum helfen. Trifft man auf eines der Netze, ist es am sichersten, direkt zurück zu tauchen, in einem 180° Kurs. Und gut. Die Reusen sind schon an der Oberfläche durch lange Holzstangen markiert, auf die beim Briefing hingewiesen werden sollte. Wir tauchten am ersten Tauchplatz in 2 Tauchgruppen. Astrid, die gerade ihr DTSA Silber bestanden hatte, Birgit und ich, sowie Dieter und Michael mit Kai und Sandra, die gerade ihren praktischen Teil von Bronze bestanden und an der Seite Kais gut aufgehoben war. Oder Kai bei Sandra? :-) Doris machte als Nichttaucherin derweil die Einkaufsmeilen Zeelands unsicher. Unser Tauchgang war, wie sich jeder denken kann, voller Entdeckungen und schön. Unsere DTGs konnten wir gleich vor Ort an einem „Persluchtautomaten“ füllen. Der Automat im Hafen von Den Osse ist ein Selbstfüllautomat, gegen 50 Cent kann ca. 400 l Druckluft „abgezapft“ werden. So kann das DTG für einen nächsten TG je nach Verbrauch mit maximal 2 EUR gut nachgefüllt werden. Nach einer kurzen Mittagspause am Campingplatz, mit Vla, Joghurt und anderen Leckereien, fuhren wir den nächsten Tauchplatz an, das Pumpwerk bei Dreischor. Das Pumpwerk pumpt überschüssiges Wasser aus der Polderlandschaft von Schouwen-Duiveland ins Grevelinger Meer. Doch keine Angst, auch wenn sich das industriell anhört, der Tauchplatz ist seit langem betaucht und ungefährlich. Gekennzeichnet ist er durch große Holzträger eines Schiebers, die in ca. 50 Meter Abstand vom Ufer rechtshändig im Wasser stehen. Sie sind dicht bewachsen, kleine Schwarmfische können hier beobachtet werden. Für Insider: die Toilette am Fuße eines Trägers ist verschwunden. Kai und ich konnten sie auch nicht tiefer finden. Schade, schade. Das gute Stück am Fuße des Trägers gehörte zu einem der Sehenswürdigkeiten :-) . Die Sicht war an diesem Tauchplatz leider schlechter als am Hafen von Den Osse, der Nordost-Wind tat sein übriges dazu. Wir beschlossen, hier kein zweites Mal zu tauchen. Den Tag beendeten wir mit einem Dämmerungstauchgang. Nach den Regeln der Kunst tauchten wir wieder am Hafen von Den Osse, schließlich kannten wir diesen Tauchplatz vom Vormittag. Da Astrid ihren ersten „Nachttauchgang“ absolvierte und wir danach noch im „Schwarzen Schaf“, einer berühmt-berüchtigten Seemannsherberge in Brouwershaven, essen wollten, tauchten wir im Übergang vom Tag zur Nacht. Doch diese 20 Minuten reichten für den Fund eines Hummers, dessen Scheren größer waren als Dieters Hand! Und wenn Ihr Dieters Hände kennt, könnt Ihr Euch eine Vorstellung davon machen, wie groß dieser Hummer war! Die Hummer im Grevelinger Meer stehen übrigens unter Naturschutz: Finger weg! Verzehr verboten! Den Abend beschlossen wir nach etwas Warterei wie geplant im Schwarzen Schaf bei leckerem Essen und Erdinger Weißbier resp. Saft. Nein, kein Grolsch oder Heinneken. :-) Wer nicht vorbestellt, muss an Touristen-reichen Wochenenden, und so eines war es, mitunter eine halbe Stunde oder länger auf freie Plätze warten, da das Schwarze Schaf sehr beliebt ist. Und wir fassten einen Entschluss: den nächsten Tag wollten wir mit einem Vorfrühstückstauchgang oder „early-morning-dive“ beginnen... Gesagt, getan, noch vor dem Frühstück, kurz nach halb 8 (vor 7.30 Uhr lässt sich die elektronisch gesicherte Campingplatz-Schranke nicht öffnen), standen wir – Astrid, Birgit, Dieter, Michael und ich - auf dem Parkplatz von Den Osse. In der Hoffnung, dass das Wasser wärmer ist als die Luft, zogen wir uns schnell um und marschierten über den Deich ins Wasser. Das Wasser war immerhin nicht kälter, doch der TG dauerte nicht lange. Unterwasser war weniger zu sehen (durchaus auch durch die „Übertauchung“ dieses Tauchplatzes) , doch glücklich, erfrischt und zufrieden kehrten wir zum Frühstück zurück. Und einer von uns lag natürlich immer noch im Zelt... :-) Nach einem zweiten ausgedehnten Frühstück für Spätaufsteher starteten wir zum letzten Tauchgang, der eigentlich am Hafen von Scharendijke stattfinden sollte, doch auch hier kamen wir zu spät, oder zu früh: die Taucherflut war vor der „Mittagspause“ noch nicht abgeebbt, es waren noch nicht alle aus dem Wasser zum Mittagstisch aufgebrochen. So fuhren wir zum nächsten Tauchplatz, „’t Koepeltje“, ein Parkplatz mit „Pommesbude“. Besonders geeignet für Taucher, die gerne mit ihrer Ausrüstung wandern. Wer die 105 Stufen von Feldberg kennt, wird hier seine wahre Freude haben. Allerdings sind es weniger Stufen den Deich hinauf. Doch dafür ist der Weg schön lang :-) Und das Beste: nach dem Tauchgang kann man lecker Frikandel direkt vor Ort essen. Was sich natürlich einige nicht entgehen lassen. :-) Schließlich gehören Frikandeln zu einer Hollandfahrt :-) Wohlgenährt, gut getaucht und angebräunt durch die Sonne ging’s nach diesem letzten Tauchgang zurück zum Campingplatz. Zelte eingepackt und Abschied genommen, denn bis auf mich mussten alle nach Hause, da die liebe Arbeit rief. Mir dagegen waren noch ein paar Tage Urlaub am Strand bei 30°C Lufttemperatur vergönnt... |
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